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Wer psychologisch etwas bewandert ist, der hat wohlmöglich schon mal etwas vom Intelligenzquotienten gehört, oder - wenn besonders belesen - auch von fluider und kristalliner Intelligenz. Aber emotionale Intelligenz?
Mensch, wir gehen ja hier Schlag auf Schlag ins nächste Thema über... Von Feedback, über Eskalation und gewaltfreie Kommunikation, möchten wir die Aufmerksamkeit in diesem Blog nun erneut auf ein neues Thema legen und den Monat somit ausklingen lassen.
Emotionale Intelligenz - Was ist das nun wieder? - Könnte sich der ein oder andere fragen. (Leser und Leserinnen, die uns schon eine Weile begleiten, könnten darüber in unserem früheren Blog gelesen haben.)
Wer psychologisch etwas bewandert ist, der hat wohlmöglich schon mal etwas vom Intelligenzquotienten gehört, oder - wenn besonders belesen - auch von fluider und kristalliner Intelligenz. Aber emotionale Intelligenz? Interessanterweise haben Forschungen schon Ende des 20. Jahrhunderts angeführt, dass beruflich erfolgreiche Menschen nicht etwa einen außergewöhnlichen IQ hätten, sondern vielmehr über eine sehr ausgereifte emotionale Intelligenz verfügen würden. Zunächst durch John D. Mayer und Peter Salovey definiert, dann durch Goleman in die Literatur eingeführt, sind auch wir schließlich der Meinung, dass emotionale Intelligenz inzwischen grundlegender Bestandteil einer erfolgreichen Führung ist. Ohne sich jetzt aber zu tief in die Theorie zu verstricken, sollen im Folgenden vielmehr Fragen beantwortet werden wie:
Was ist emotionale Intelligenz?
Wozu brauche ich emotionale Intelligenz?
Warum ist emotionale Intelligenz bei Führungspersonen so wichtig?
Welche Auswirkungen hat das Fehlen von emotionaler Intelligenz? und
Wo liegen die Perspektiven?
- Was ist emotionale Intelligenz?
Rein inhaltlich umschreibt emotionale Intelligenz die Fähigkeit und Kompetenz, sich selbst und seine eigenen Emotionen wahrzunehmen, damit umgehen zu können und sie gegebenenfalls als Motivation zu nutzen. Zusätlich werden Eigenschaften wie Empathiefähigkeit und Kernelemente der sozialen Kompetenz in den Kanon mit aufgenommen. Aber Kai, warum heißt es dann nicht emotionale Kompetenz? Sicherlich kann man die Begriffe synonym benutzen, denn für eine Beantwortung der Frage müsste man durchaus tief in der Definitionskiste graben. Allerdings ist es eben die Fähigkeit, Gefühle und Denken in Beziehung zu einander zu setzen, die auf einer kognitiven Ebene anzusiedeln ist. Deshalb kann man von einer Art Intelligenz sprechen.
Viel wichtiger ist aber, dass insbesondere mit dem Bezug auf Unternehmenskulturen eine Art Umbruch festgestellt werden kann. Denn wo lange Zeit lediglich der eigene Erfolg, Rücksichtslosigkeit, Egozentrik und Egoismus oder wohlmöglich sogar Narzissmus vorherrschte, erhalten nun Werte wie Mitarbeiterzufriedenheit, Empathie, Nachhaltigkeit und Mitgefühl in die Führungskultur einkehr.
- Wozu brauche ich emotionale Intelligenz und warum ist sie für Führungskräfte wichtig?
Prinzipiell ist die Antwort hierauf äußerst einfach, vorausgesetzt, man ist interessiert an folgenden Sachen:
- Produktivität steigern
- Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen
- ein Zugehörigkeitsgefühl etablieren und
- in Konsequenz die Fluktuation im Unternehmen reduzieren.
Wie passiert das ganze? Nun, im Normalfall hat die Führungskraft enorm viel mit Menschen, beziehungsweise mit ihren Mitarbeitern zu tun. Sie trägt nicht nur die Verantwortung, sondern ist auch Vorbild und Motivator. Deshalb wirken sich ihre Eigenschaften und Kompetenzen auch unmittelbar auf das Team aus. Empathie und soziale Kompetenzen ('soft skills') werden hierbei immer wichtiger. Dabei gilt es aber auch zu beachten, besonders negative Gefühle nicht allzu sehr im Unternehmensalltag auszuleben. Ist Chef/Chefin z.B. eher cholerisch veranlagt, so kann sich ein Angstgefühl innerhalb des Unternehmens breit machen. Konfrontationen werden dadurch gemieden, der Feedbackprozess massiv behindert und letztlich Produktivität, Engagement und Selbstinitiative erheblich einschränkt. Sind dem/der Vorgesetzten die Gefühle der Mitarbeiter vollends gleichgültig, so ist mit einer emotionalen Distanzierung zu rechnen, die ebenfalls nicht nur dem Mitarbeiter an sich, sondern auch einem aufsteigenden Unternehmen schadet.
- Wie kann ich emotionale Intelligenz 'richtig' nutzen, wo liegen die Perspektiven und was passiert, wenn Führungspositionen mit Personal besetzt werden, die keine oder nicht ausreichend EI besitzen?
Ich will den negativen Unternehmenswerten und Führungskulturen eigentlich überhaupt nicht viel Aufmerksamkeit entgegenbringen - und was sich aus einigen Führungsstilen und Charakterzügen entwickeln kann, wurde ja auch schon einige Zeilen zuvor beschrieben. Wir sind jedoch der Meinung, dass ein Unternehmen, in dem nur gering EI aufzufinden ist, und der Alltag stattdessen von Empathielosigkeit, Missvertrauen und veralteten Werten dominiert wird, langfristig kaum Bestand haben wird.
Fakt ist, auch wenn die EI ein empirisches Problem hat, bleibt sie für eine rücksichtsvolle, erfolgreiche und nachhaltige Unternehmensführung unerlässlich. Die Perspektiven liegen hier eindeutig in der Produktivitätssteigerung, dem verbesserten Arbeitsklima und einer gesteigerten Motivation. Man brauch nicht erst Theorien und Forschungen aus der Pädagogischen oder der Arbeits-, Organisations und Wirtschaftspsychologie anführen, um nachzuvollziehen, dass es einer (am besten natürlich intrinsisch) motivierten Person leichter fällt, eine Aufgabe zu erledigen.
Richtig genutzt wird die EI eigentlich schon dann, wenn sie zunächst erstmal vorhanden ist; das heißt, wenn man nicht mehr versucht, eine konsistente Distanz zu wahren und in Folge dessen vermehrt transparent mit seinen Emotionen umgeht. Effektivität kommt dann ins Spiel, wenn man sich über die negativen und positiven Emotionen bewusst wird und sie zielgerichtet einsetzen kann, beziehungsweise Positive verstärkt und resoniert und Negative vor allem diagnostiziert und eindämmt.
Was sollte man nun mitnehmen?